Manni, komm rinn, Fernsehen geht los.
Geschissen, du blöde Schlampe!


Prime Time,
zur besten Sendezeit,
setz mich aufs Sofa
und mache mich bereit.

Mein Lieblingsplatz,
von dem ich stundenlang nicht weiche,
denn gleich beginnt:
"Deutschland sucht die Superleiche".

1, 2, 3,
die Werbung ist vorbei.
4, 5, 6,
nehm mir nen Schokokeks.
7, 8, 9,
wir können uns alle freuen.
Denn bei 10
können wir die neuen Leichen sehen.

Reality-TV!
Was für eine Schau!
Wie es einst begann,
ich weiß es noch genau.

Mit Brille und schön gekämmt.
Was für eine Scheiße!
Was das Volk braucht,
ist das Fleisch,
nur das Verschimmelte,
nicht das Weiße.

Normal?!
Was heißt das heute noch?
Wo mein Herz einst schlug,
ein finsteres Loch,
das alles konsumiert,
was mein Flatscreen zu mir führt.
Bis Lust und Frust
im Gleichschritt marschiert.
Ein Paukenschlag,
die Sendung beginnt,
auf dass Blut und Geifer
von der Mattscheibe rinnt.

1, 2, 3,
die Werbung ist vorbei.
4, 5, 6,
nehm mir nen Schokokeks.
7, 8, 9,
wir können uns alle freuen.
Denn bei 10
können wir die neuen Leichen sehen.

Ein Brandopfer,
gar grässlich anzuschauen.
Es jubeln die Männer.
Es kotzen die Frauen.

TV über alles.
Die Leichen sind geil,
gar trefflich geschmückt.
Das Publikum geht steil.

Die Stimmung ist am Kochen
und die Quote explodiert.
Was für ein Vergnügen,
das der Tod uns präsentiert.

Mein größter Herzenswunsch ist,
Teil der Sendung zu sein.
Als Schöpfer einer Kandidatin,
Gott, wär das fein.

Unten hör ich die Türe.
Meine Freundin kehrt heim.
Ich schnappe mir den Hammer
und sie schreit wie ein Schwein.
Doch nicht sehr lange...

Ein Madel - schön, wie der Tod.

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